Die Zahl der Fahrraddiebstähle in Leipzig bleibt weiterhin hoch. Besonders in Wohngebieten mangelt es an sicheren Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Ein Pilotprojekt aus Hamburg hat die Diskussion in Leipzig neu entfacht. Die Linksfraktion fordert nun ein eigenes Modellprojekt – doch die Umsetzung ist unklar.
Inhaltsverzeichnis:
- Modellprojekt Gottschedstraße stößt Debatte an
- Hamburg als Vorbild, Leipzig zögert
- Bedarf erkannt, Umsetzung ungewiss
- Entscheidung vertagt bis Ende 2025
Modellprojekt Gottschedstraße stößt Debatte an
Die Linksfraktion beantragte die Prüfung eines Modellprojekts für Fahrradboxen in zwei dicht besiedelten Leipziger Wohnquartieren, darunter die Gottschedstraße. Ziel ist es, sichere Abstellmöglichkeiten in Wohnnähe zu schaffen – besonders für Menschen ohne Zugang zu Innenhöfen oder privaten Stellplätzen.
Eine Hausgemeinschaft aus der Gottschedstraße wandte sich direkt an die Fraktion mit dem Vorschlag zur Einrichtung von Fahrradboxen. Die Stadtverwaltung zeigt sich jedoch zurückhaltend: Das Mobilitäts- und Tiefbauamt möchte zunächst Informationen aus Hamburg einholen, wo ein ähnliches Projekt aktuell an 20 Standorten getestet wird.
Ein Prüfbericht zur Umsetzbarkeit in Leipzig soll dem Stadtrat bis Ende des ersten Quartals 2025 vorgelegt werden.
Hamburg als Vorbild, Leipzig zögert
In Hamburg betreibt ein externer Dienstleister die Fahrradboxen – inklusive Zugangskontrollen und Wartung. Dieses Modell soll nun als Vergleichsgrundlage dienen. In Leipzig wird der Aufwand für nur zwei Teststandorte jedoch als unverhältnismäßig hoch eingeschätzt.
Die Verwaltung warnt vor einer geringen Aussagekraft der Ergebnisse bei gleichzeitig hohem organisatorischen Aufwand. Zudem fehlen in Leipzig aktuell klare Finanzierungsquellen sowie ein Konzept für Reinigung und Zugangskontrolle.
Der Leipziger Oberbürgermeister soll Kontakt zur Stadt Hamburg aufnehmen, um Informationen über Investitionskosten, Betrieb und Zuständigkeiten einzuholen.
Bedarf erkannt, Umsetzung ungewiss
Die Stadtverwaltung erkennt den Bedarf an sicheren Fahrradabstellanlagen grundsätzlich an. Im „Radverkehrsentwicklungsplan 2030+“ ist unter Maßnahme 1.7 die Erstellung von Stadtteilkonzepten zum Fahrradparken vorgesehen – auch für Lastenräder.
Gleichzeitig verweist das Amt auf die Verantwortung privater Eigentümer, vor allem in Altbauten, die keine eigenen Abstellflächen bieten. Im aktuellen Umsetzungsplan der Mobilitätsstrategie 2030 ist jedoch kein kurzfristiges Modellprojekt für Fahrradboxen vorgesehen – auch wegen knapper Haushaltsmittel.
Entscheidung vertagt bis Ende 2025
Die Stadträtin Franziska Riekewald zog den ursprünglichen Antrag zurück und übernahm stattdessen den Vorschlag der Verwaltung, das Projekt in Hamburg zunächst abzuwarten. Erst danach soll der Leipziger Stadtrat über eine mögliche Einführung entscheiden.
Die Mehrheit des Gremiums – 51 von 64 Mitgliedern – stimmte diesem Vorgehen zu. 13 Ratsmitglieder votierten dagegen. Somit bleibt bis Ende 2025 offen, ob Leipzig eigene Fahrradboxen in Wohngebieten einführen wird.
Quelle: Leipziger Zeitung