Freiheitsdenkmal
Leipzig, Foto: pixabay

Der Leipziger Stadtrat steht kurz vor einer wichtigen Entscheidung zum geplanten Denkmal auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz. CDU fordert eine Überarbeitung des Entwurfs. Die Stiftung Friedliche Revolution warnt vor Verzögerungen.

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CDU will Parolen auf Metallbanner

Knapp 6 Millionen Euro wurden vom Bundestag bereits im Jahr 2008 für das Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig bewilligt. Nach einem gescheiterten Anlauf im Jahr 2014 hat der Stadtrat im Oktober 2024 einen neuen Entwurf ausgewählt. Nun stellt die CDU-Fraktion mit einem Änderungsantrag die Umsetzung infrage. Am Mittwoch soll der Stadtrat über den Planungsbeschluss abstimmen.

Die CDU-Fraktion Leipzig fordert, dass der künstlerische Entwurf überarbeitet wird. In dem vorliegenden Antrag verlangt sie, dass mindestens 30 Prozent der vorgesehenen leeren Edelstahlflächen mit historischen Parolen der Montagsdemonstrationen von 1989 versehen werden. Der derzeitige Entwurf unter dem Titel „Banner, Fahnen, Transparente“ lasse laut CDU zu viel Interpretationsspielraum.

Konkret schlägt die Fraktion vor, Slogans wie diese einzufügen:

  • „Keine Gewalt“
  • „Für ein offenes Land mit freien Menschen“
  • „Wir sind das Volk“

Diese historischen Parolen sollen laut CDU den Charakter der Friedlichen Revolution sichtbarer machen und eine dokumentarische Funktion erfüllen.

Kritik von Gesine Oltmanns und der Stiftung Friedliche Revolution

Die Stiftung Friedliche Revolution sieht durch den Antrag die Umsetzung des Denkmals gefährdet. Projektleiterin Gesine Oltmanns kritisierte das Vorgehen der CDU deutlich. Sie sieht in dem Antrag ein Zeichen für mangelnde Akzeptanz demokratischer Prozesse sowie ein Missverständnis gegenüber der verfassungsrechtlich garantierten Kunstfreiheit. Die Entscheidung für den Entwurf sei im Rahmen eines künstlerischen Wettbewerbs gefallen, der im Oktober 2024 abgeschlossen wurde.

Künstlerische Leitung verteidigt abstrakten Entwurf

Britta Peters, künstlerische Leiterin des Projekts, verteidigt die leeren weißen Flächen als bewusst gewählte Gestaltungselemente. Diese böten Raum für freie Interpretation, Ausdruck von Meinung und Widerstand. Peters warnt davor, das Denkmal in ein reines Dokumentationsobjekt zu verwandeln, was ihrer Ansicht nach in Kitsch enden würde.

Die Banner aus weißem Metall sollen optisch an die Demonstrationsplakate von 1989 erinnern. Die aktuelle Planung sieht vor, dass die Grundsteinlegung für das Denkmal am 9. Oktober stattfinden soll.

Entscheidender Moment für Leipzig

Ob das Freiheits- und Einheitsdenkmal wie geplant umgesetzt wird, hängt nun vom Ausgang der Abstimmung im Stadtrat ab. Die Forderungen der CDU könnten den Zeitplan gefährden. Gleichzeitig bleibt offen, ob ein Kompromiss zwischen künstlerischer Freiheit und historischer Dokumentation gefunden werden kann.

 Quelle: MDR