In den 14 größten kreisfreien Städten Deutschlands stiegen die Angebotsmieten seit 2015 um fast 50 Prozent. Besonders betroffen ist Berlin mit einem Plus von 107 Prozent. Auch Leipzig und Bremen verzeichnen starke Anstiege. Trotz Mietpreisbremse und Kappungsgrenze zeigen aktuelle Daten des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung ein klares Bild: Die Mietbelastung wächst weiter. Besonders betroffen sind städtische Regionen mit angespanntem Wohnungsmarkt.
Berlin mit Spitzenwerten bei Neuvertragsmieten
Berlin verzeichnet den stärksten Anstieg bei neuen Mietverträgen. Seit 2015 haben sich dort die Neuvertragsmieten mehr als verdoppelt. Ähnlich stark fiel die Preisentwicklung in Leipzig (plus 67,7 Prozent) und Bremen (plus 57 Prozent) aus. In München liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis für Neuvermietungen bei fast 22 Euro – der höchste Wert unter allen Städten. Danach folgen Berlin mit rund 18 Euro und Frankfurt am Main mit etwa 16 Euro pro Quadratmeter.
Die Daten basieren auf Internetangeboten für Mietwohnungen mit einer Größe von 40 bis 100 Quadratmetern. Aushänge, Wartelisten oder Maklerangebote wurden nicht berücksichtigt, was laut Bauministerium die Aussagekraft einschränken kann.
Stadt | Mietpreis (€/m²) | Anstieg seit 2015 |
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Berlin | 18,00 | +107 % |
München | 21,90 | +48 % |
Frankfurt/Main | 16,00 | +43 % |
Leipzig | 11,50 | +67,7 % |
Bremen | 10,00 | +57 % |
Dresden | 9,30 | +28,4 % |
Mietpreisbremse bleibt umstritten
Die Mietpreisbremse gilt nur für Neuvermietungen. Sie erlaubt Mieterhöhungen von maximal zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete – jedoch mit zahlreichen Ausnahmen. Neubauten nach 2014, umfassend modernisierte Wohnungen und Zuschläge etwa für Möblierung sind ausgenommen. Eine direkte Kontrolle durch Behörden existiert nicht. Mieter müssen mögliche Verstöße selbst anzeigen.
Caren Lay von der Partei Die Linke kritisiert diese Regelung als unwirksam. Sie bemängelt, dass das Gesetz zu viele Schlupflöcher biete und fordert eine Verschärfung. Der Vorschlag der schwarz-roten Bundesregierung, die Mietpreisbremse ohne Nachbesserung zu verlängern, stößt bei ihr auf Ablehnung.
Leipzig und Dresden mit gesenkter Kappungsgrenze
In Sachsen gelten Sonderregelungen. Seit 2014 in Dresden und seit 2018 in Leipzig wurde die bundesweite Kappungsgrenze von 20 auf 15 Prozent gesenkt. Diese Regelung begrenzt Mieterhöhungen in bestehenden Verträgen innerhalb von drei Jahren auf höchstens 15 Prozent. Das sächsische Kabinett hat die Regelung nun bis Juni 2027 verlängert.
Laut Staatsministerin Regina Kraushaar ermöglicht diese Maßnahme eine planbare Mietsituation für Mieterinnen und Mieter. Die Kappungsgrenze gilt jedoch nur für bestehende Mietverhältnisse und ist nicht identisch mit der Mietpreisbremse.
Wichtige Unterschiede zwischen Kappungsgrenze und Mietpreisbremse:
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Kappungsgrenze: Begrenzung von Mieterhöhungen in laufenden Mietverträgen auf 15 Prozent (in angespannten Märkten).
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Mietpreisbremse: Gilt bei Neuvermietung, maximal 10 Prozent über Vergleichsmiete.
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Beide Regelungen gelten nicht für Neubauten ab 2014 oder umfassend sanierte Wohnungen.
Kritik an Regulierung durch Wohnungswirtschaft
Wohnungsgenossenschaften sehen Mietregulierung kritisch. Laut Mirjam Philipp, Vorsitzende des Verbands Sächsischer Wohnungsgenossenschaften, ist in Sachsen ausreichend bezahlbarer Wohnraum vorhanden. Die Durchschnittsmiete einer Genossenschaftswohnung liegt bei 5,62 Euro pro Quadratmeter, bei Neuvermietungen bei etwa 6,60 Euro. Sie betont, dass die Modernisierungskosten – etwa für Energieeffizienz oder Barrierefreiheit – stark gestiegen sind. Durch staatliche Eingriffe wie die Mietpreisbremse werde die Refinanzierung dieser Investitionen erschwert oder verhindert.
Philipp fordert flexiblere Rahmenbedingungen, um Neubau und Sanierungen zu ermöglichen. Dazu zählen schnellere Genehmigungsverfahren, weniger Detailvorgaben durch Städte sowie ausreichende Flächen und Bebauungspläne.
Maßnahmen gegen Mietwucher
Leipzig reagiert auf Hinweise überhöhten Mietens. Nachdem die App der Partei Die Linke rund 800 Hinweise auf Mietwucher geliefert hatte, will die Stadt nun ein eigenes Online-Formular auf ihrer Website einführen. So sollen überteuerte Mietverhältnisse künftig systematisch erfasst werden.
Staatsministerin Kraushaar betont, dass langfristig nur Neubau den Druck auf dem Mietmarkt verringern kann. Daher sei die Förderung sozialen Wohnraums eine zentrale Maßnahme. Kürzlich wurden zusätzliche Mittel aus Bundes- und Landeshaushalten bereitgestellt.
Quelle: MDR