Strompreis
Strompreis, Foto: pixabay

Die Strompreise in Deutschland setzen sich aus verschiedenen Kostenblöcken zusammen, die für Verbraucher zunehmend zur Belastung werden. Im Jahr 2024 gliedert sich der Preis für eine Kilowattstunde in drei Hauptkomponenten. Etwa 43 % entfallen auf die Erzeugung und den Vertrieb, rund 28 % auf Netzentgelte und etwa 29 % auf Steuern und Abgaben. Doch welche Faktoren treiben die Kosten? Und wo bestehen Einsparpotenziale?

Inhaltsverzeichnis:

Hohe Belastung durch Stromerzeugung und Handel

Die Stromerzeugungskosten variieren stark je nach Energiequelle. Während Wind- und Solarkraft zunehmend günstiger produzieren, bleiben fossile Quellen und Atomstrom teurer. Die Grundlast wird derzeit noch häufig von Kohle- und Atomkraftwerken gedeckt. Diese können nicht flexibel reguliert werden und erzeugen auch bei geringer Nachfrage weiter Strom. Dadurch kommt es zu Stromüberschüssen.

Zu viel Strom im Netz führt zu sogenannten Negativstrompreisen. In diesen Fällen erhalten Abnehmer sogar Geld dafür, dass sie den überschüssigen Strom aufnehmen. Solche Marktverzerrungen belasten das gesamte System. Hinzu kommen Redispatch-Maßnahmen, also kurzfristige Eingriffe ins Stromnetz. Betreiber von Photovoltaik- und Windkraftanlagen werden für abgeschaltete Mengen dennoch vergütet. Das verursacht Zusatzkosten in Milliardenhöhe.

Netzentgelte steigen durch Umbau der Infrastruktur

Die Netzentgelte machen inzwischen fast ein Drittel des Strompreises aus. Grund dafür ist der erforderliche Ausbau des Stromnetzes. Neue Einspeiser wie Windparks oder Solaranlagen müssen ebenso angebunden werden wie neue Verbraucher – etwa Wärmepumpen oder E-Autos. Auch der europäische Stromhandel und Importkapazitäten erfordern leistungsfähige Trassen.

Besonders teuer ist der Ausgleich bei Strommangel. In sogenannten Dunkelflauten – also Zeiten ohne Sonne und Wind – müssen konventionelle Kraftwerke bereitstehen. Diese werden nur selten genutzt, müssen aber betriebsbereit gehalten werden. Ihre Kosten fließen in die Netzentgelte ein. Teilweise werden sie sogar subventioniert, da ein wirtschaftlicher Betrieb sonst nicht möglich wäre.

Steuern und Umlagen belasten Endverbraucher

Etwa 29 % des Strompreises bestehen aus Steuern, Abgaben und Umlagen. Dazu zählen die Umsatzsteuer, die Stromsteuer, die Konzessionsabgabe sowie Umlagen nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz. Der Koalitionsvertrag sieht hier eine Entlastung vor. Geplant ist eine Reduktion der Stromsteuer auf das europäische Mindestniveau.

Ein weiterer Vorschlag betrifft die Umsatzsteuer. Eine Absenkung von 19 % auf 5 oder 7 % könnte als sozialer Ausgleich wirken. Außerdem soll geprüft werden, inwieweit Umlagen gesenkt oder abgeschafft werden können, um Unternehmen und Haushalte spürbar zu entlasten.

Ausbau von Speichern und Smart Metern als Schlüssel

Bis 2030 soll der Ausbau von Stromspeichern deutlich voranschreiten. Neue Technologien wie Beton-Superkondensatoren werden derzeit erprobt. Diese könnten helfen, Stromüberschüsse aufzunehmen und in Mangelzeiten bereitzustellen. Bis dahin müssen weiterhin Gaskraftwerke einspringen, was zusätzliche Kosten verursacht.

Eine Trennung der Stromherkunft nach Energiearten könnte Preisvorteile bringen. Erneuerbare Energien erzeugen bereits Strom zu Preisen unter 6 Cent/kWh. Durch Smart Meter könnten Verbraucher gezielt auf günstige Zeiten reagieren. Dies würde auch das Netz entlasten und die Marktpreise stabilisieren.

Der Strompreis in Deutschland ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels aus Marktmechanismen, Infrastrukturmaßnahmen und politischen Entscheidungen. Senkungspotenzial besteht besonders bei Steuern, Umlagen und durch technische Innovationen wie Speicher und intelligente Zähler. Die Herausforderungen bleiben groß, aber strukturelle Reformen und Investitionen könnten langfristig für stabile und faire Preise sorgen.

Quelle: Leipziger Zeitung