Bauinvestitionen verschoben
Bauinvestitionen verschoben, Foto: pixabay

Weniger Geld, mehr Probleme: Leipzig steht vor einem massiven Investitionsstau. Bereits geplante Großprojekte werden auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Auswirkungen sind in der ganzen Stadt sichtbar – von gesperrten Straßen bis zu versäumten Infrastrukturmaßnahmen. Das Mobilitäts- und Tiefbauamt Leipzig musste auf Anfrage der SPD-Fraktion konkrete Projektabsagen bestätigen. Infolge der sächsischen und bundesweiten Finanzpolitik trifft der Sparkurs zunehmend auch die kommunale Ebene. Die Liste der Verzögerungen ist lang und betrifft sowohl große Brückenprojekte als auch wichtige Verkehrsknotenpunkte. Gleichzeitig sorgt der parallele Ausbau von Glasfaser- und Versorgungsleitungen für zusätzliche Verkehrsprobleme. Leipzig steuert auf einen weiteren Stillstand zu – mit gravierenden Folgen für Mobilität, Verkehrssicherheit und Lebensqualität.

Inhaltsverzeichnis:

Karlbrücke, Dieskaustraße, Prager Straße

Mehrere Großbaustellen bestimmen derzeit das Straßenbild in Leipzig. Darunter befinden sich der Neubau der Karlbrücke, die Sanierung der Zeppelinbrücke sowie der Umbau der Dieskaustraße und die Arbeiten in der Prager Straße. Diese vier Maßnahmen verursachen derzeit die größten Umleitungen im Leipziger Verkehrsnetz.

Trotz dieser laufenden Projekte bleiben viele wichtige Bauvorhaben auf der Strecke. Der seit Jahren geplante Umbau der Georg-Schumann-Straße, die Eisenbahnüberquerung in der Sasstraße sowie der Neubau der Leibnizbrücke wurden verschoben. Auch die Projekte an der Berliner Straße, Landsberger Straße, Richard-Lehmann-Straße und Pfaffendorfer Straße werden nicht wie geplant realisiert. Die Stadt bestätigt die Aussetzung im Rahmen des aktualisierten Investitionsprogramms 2025/2026.

Verschiebung wegen Finanzierungslücke

Der Hauptgrund für die Verschiebung ist die angespannte Haushaltslage. Selbst notwendige und bereits angekündigte Bauarbeiten müssen aufgrund fehlender Mittel auf unbestimmte Zeit verlegt werden. Das Mobilitäts- und Tiefbauamt listet für 2026 nur noch folgende Vorhaben als sicher eingeplant auf:

  • Der dritte Abschnitt der Dieskaustraße
  • Der Ersatzneubau der Georg-Schwarz-Brücken
  • Der Ausbau der Stötteritzer Straße / Papiermühlstraße
  • Ein Fußgängerüberweg in der Theklaer Straße
  • Der Wasserturmweg zur Erschließung des neuen Stadtreinigungsdepots

Alle anderen Maßnahmen – darunter mehrere Brücken- und Straßenerneuerungen – wurden gestrichen oder ausgesetzt.

Auch überregionale Radverkehrsprojekte sind gefährdet. Die geplanten Radschnellverbindungen, die Leipzig besser mit Nachbarregionen vernetzen sollen, stehen auf der Kippe. Die Stadt betont, dass auch das Sondervermögen des Bundes in Höhe von 500 Milliarden Euro an der Lage nichts ändern wird. Die Summe reicht nicht aus, um die jahrzehntelangen Finanzlücken in Bund, Ländern und Kommunen auszugleichen.

Glasfaser, Fernwärme, Kabel

Neben den Großprojekten sorgen auch kleinere Maßnahmen für Verkehrseinschränkungen. Viele Straßensperrungen in Leipzig haben keinen Bezug zu städtischem Straßenbau, sondern betreffen Maßnahmen der Energieversorger und Telekommunikationsfirmen. Besonders aktiv sind derzeit Glasfaserunternehmen. Zusätzlich führen die Leipziger Stadtwerke Arbeiten am Fernwärmenetz durch, unter anderem in Alt-Lößnig und der Südvorstadt.

Die Auswirkungen sind deutlich messbar:

  • Im Jahr 2023 wurden etwa 16.000 verkehrsrechtliche Anordnungen erteilt.
  • 2022 lag die Zahl bei ca. 15.500.
  • Die Bearbeitungszeit für Anträge beträgt durchschnittlich 14 Werktage.
  • Komplexe Maßnahmen müssen bis zu 3 Monate im Voraus bei der Genehmigungsbehörde angemeldet werden.

Überraschung auf der Küchenholzallee

Unter den geplanten einfachen Fahrbahnerneuerungen für 2026 befindet sich auch ein besonders bemerkenswerter Fall. Die Asphaltierung der Küchenholzallee, die lange politisch umstritten war, soll nun doch erfolgen. Der Abschnitt zwischen Küchenholzallee und Antonienstraße wird instand gesetzt – eine der wenigen Maßnahmen, die tatsächlich umgesetzt werden sollen.

Insgesamt listet das Amt für 2026 dreizehn einfache Fahrbahnerneuerungen auf. Sie bieten jedoch nur einen geringen Beitrag zur Lösung des Investitionsstaus. Die wirklich notwendigen Komplettsanierungen größerer Verkehrsachsen bleiben weiter offen. Ohne grundlegende Kurskorrektur in der Finanzpolitik wird sich die Lage in den kommenden Jahren verschärfen. Leipzig bleibt damit ein Beispiel für die strukturellen Versäumnisse im deutschen Infrastrukturbereich.

Quelle: Leipziger Zeitung